Staufen und Mephisto

„Wußtest Du, das Goethes „Faust“ hier seinen Ursprung hat?“ Mein kurz vor der Ausführung stehender Gipfelsturm fällt meiner Neugier zum Opfer. Das wußte ich natürlich nicht und wie schon gesagt, meine Neugier ist geweckt.

„Das ist nicht wirklich Dein Ernst?“ Betty ist ganz offensichtlich meiner spontanen Idee abgeneigt. Wir stehen am Fuß der Burgruine Staufen, deren Reste majestätisch auf dem mächtigen Bergkegel ruhen. Von dort oben hat man sicher einen atemberaubenden Blick auf Stadt und Land, auf das Mittelalter-Städtchen Staufen und die Rheinebene.

„Wußtest Du, das Goethes „Faust“ hier seinen Ursprung hat?“ Mein kurz vor der Ausführung stehender Gipfelsturm fällt meiner Neugier zum Opfer. Das wußte ich natürlich nicht und wie schon gesagt, meine Neugier ist geweckt.

Johann Georg Faust, eine Berühmtheit zu seiner Zeit und unsterblich geworden durch den Dichterfürsten war hier, von Schwefeldämpfen umwabbert, in die Luft geflogen.

Der völlig verschuldete Burgherr Anton von Staufen hatte den Wunderheiler, Wahrsager, Magier und Alchemisten in die Stadt geholt – Gold machen.

Im Zimmer 5 des Gasthauses Löwen endete der Goldrausch des Magiers in einer gewaltigen Explosion mit Todesfolge. Dabei hatte angeblich Mephistopheles seine Finger im Spiel, der Beginn des Mythos Faust.

Bis heute gibt’s das Zimmer Nr.5 und wen’s nicht gruselt, der kann hier übernachten.

Ganz Ohr wäre ich fast in einen der kleinen, plätschernden Bachläufe gestolpert, die sich links und rechts der Straßen entlangziehen. „Wer da hineintritt, bleibt,“ klärt mich Betty auf, was mich in die Gegenwart zurückholt.

An diesem wundervoll sonnigen Tag zeigt sich das Städtle von seiner schönsten Seite. Vor den bunten Häusern stehen Tisch und Stuhl, es blüht und rankt um Tür und Tor.

Eva Geiger - HDS Human Design System - Berg

Ich entdecke an den Wänden der Häuser große, aufgemalte Pflaster mit den Worten beschriftet: Staufen darf nicht zerbrechen! Folgen der Explosion aus längst vergangenen Zeiten? Die Erklärung ist so aktuell wie schockierend – willkommen in der Neuzeit.

Bei Geothermiebohrungen 2007 kam im Boden vorhandenes Anhydrid mit Grundwasser in Verbindung und quoll zu Gips auf. In 10 Jahren hat sich der Boden um 60cm gehoben und das Städtchen mit. Die Gebäuderisse die entstanden und entstehen erinnern an häßliche Narben, ihre Reparatur ist Flickwerk, bis heute hebt sich der Boden um 1mmm pro Monat.

Faust, im Goldrausch, „bomt“ sich in die Luft, das Stätdle zerbricht, stolpern kann Dein Leben komplett umkrempeln, hier wird allerhand geboten. Mephistos

(Fuß-)Spuren, auf den Treppenstufen im Rathausturm deutlich sichtbar, zeitigen allenthalben bis heute Folgen.

Nur ein Aufsteller weist auf das gegenüber der Kirche gelegene kleine Cafe hin, dass, nach Auskunft meiner Freundin, besten Kaffee und Kuchen zu bieten hat.

Während ich bestelle erkämpft Betty Tisch und Stühle – dabei wird ein Rucksack in die Flucht geschlagen und seine unwillige Eignerin gleich mit.

Während wir wirklich köstlichen Kuchen genießen erzählt mir Betty, dass zum Cafe eine kleine, feine Caferösterei gehört. Und dass dieser so lecker sei, dass ihre Freunde ihn, wieder zu Hause, im Online Shop, nachbestellen.

Das ist das richtige Mitbringsl für eine liebe Freundin. Die Eignerin persönlich berät mich. Die Geschmacksrichtung „schokoladig“ scheidet gleich aus – Christl kann Schokolade nicht ausstehen. Das wäre aber auf jeden Fall was für mich. Die Beschreibung der nächsten Sorte passt „wie „Faust“ (der schon wieder!) auf selbiges“ wie besagte Christl immer zu sagen pflegt: Herb, rauchig, sie ist begeisterte Whiskey Liebhaberin. Der Name der Kaffeesorte passt ebenfalls, nicht zu ihr, zu diesem Tag: Mephisto!

Auf dem Weg zurück, vorbei an den malerischen Häusern hängen wir unseren Gedanken nach und der Vorstellung ein solches zu bewohnen – ich liebe alte Häuser mit Geschichte – als hautnah ein Radlfahrer neben mir abbremst: „Sie wollen aber nicht wirklich hier wohnen???“ „Sie wohnen hier?“ „Nein, in der Umgebung – zu viel Mephisto hier.“ Sagt‘s und tritt in die Pedale.

Kurz vor dem Parkplatz kommen wir an einem Laden mit beeindruckenden Holzskulpturen vorbei. Das mächtige Schnitzwerk am Eingang erinnert mich an den Holzbildhauer, der bei mir zu Hause im Nachbardorf seine Werkstatt hatte und ähnliche Skulpturen geschaffen hat.

Und das mächtige Mühlenrad am Haus gegenüber, das sich bedächtig dreht, schafft blitzschnell die Verbindung zu meinen mütterlichen Wurzeln – sie waren Müller.

Ich bin wieder angekommen im Hier und Jetzt und so dankbar für einen unvergesslichen Nachmittag mit Betty, im Städtle, bei Faust, Mephisto und Goethe.

Und beim nächsten Mal, stürm ich die Burg!

Eva Geiger

Eva Geiger

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